Donnerstag, 24. September 2015

La comida en Bogotá 1.0

Da mich so viele Menschen danach fragen, wie hier das Essen so ist und ich in 6 Wochen natürlich schon ziemlich viel probieren konnte, wird es Zeit, davon zu erzählen.
Der größte Unterschied zwischen der kolumbianischen und der deutschen Küche ist, dass die Deutsche viel mehr von Einflüssen verschiedener Länder geprägt ist. Deshalb kann einem die kolumbianische Küche oft ein bisschen eintönig vorkommen. Hier gibt es dafür viele lokale Spezialitäten.
Dies ist mal der erste Eintrag zu Essen, ein zweiter zu Süßigkeiten, Gebäck und mehr folgt sicher bald, es gibt zu viel gutes Essen hier, das ich euch nicht vorenthalten möchte...

Die Zutaten, die eigentlich so gut wie jede Hauptmahlzeit beinhaltet, sind der obligatorische Reis, Hühnchen oder Rindfleisch, plátanos (gebackene oder gebratene Bananen) und oft noch Erbsen oder Bohnen. Dazu gibt es öfters auch Suppe, zum Beispiel Ajiaco, eine regionale Spezialität Bogotás. Diese Suppe beinhaltet Hühnchen, Mais, Kartoffeln und Erbsen und Yuca (ein Wurzelgemüse). Nicht zu vergessen sind auch Empanadas, gefüllte Teigtaschen mit Rindfleisch, Gemüse oder Hühnchen.
frittierte plátanos, also Kochbananen
Ajiaco
empanadas colombianas
Generell unterscheidet sich das Brot auch sehr von dem Deutschen. Das Brot hier ist viel weicher und erinnert eher an Milchbrötchen. Es gibt davon aber auch hunderte Ausführungen, mit Käse gefüllt, aus Vollkornmehl, aus Maismehl, in verschiedenen Formen und Größen etc. Ein sehr typisches "Brot" ist Arepa, das traditionell zu sehr vielen Mahlzeiten oder auch zwischendurch gereicht wird. Es ist ein runder Maisfladen, der entweder so gegessen wird, oder mit Butter, oder mit Käse gefüllt, oder mit Ei. Mein Favorit bisher ist Arepa Boyacense, die sind kleiner und dicker, ein bisschen süßer und weicher und auch mit Käse gefüllt.
arepa con queso
Apropos Käse - habt ihr schon mal Käse in eure heiße Schokolade geschmissen, ihn schmelzen lassen, dann die Tasse leer getrunken und die Käsereste rausgelöffelt? Nein? Ich schon, ist hier nämlich auch richtig beliebt. Und schmeckt besser als es sich anhört. Genauso wie Obstsalat mit Käse, das werde ich in Deutschland sicher auch einführen.
Generell wünschte ich, dass es in Deutschland das Obst von Kolumbien gäbe. Ich habe noch nie zuvor so gute Ananas, Bananen, Papaya, Mangos, Physalis und Avocados gegessen. Und nicht nur das: hier gibt's das ganze Jahr über Erdbeeren, Mandarinen, Orangen und einen Haufen von Früchten, von denen ich vor 6 Wochen noch nie gehört hatte: Lulo (Jugo de Lulo ist einer der besten Säfte, die ich je getrunken habe), Guanábana (trinkt man ebenfalls hauptsächlich als Saft), Ciruela (kleine, rote Pflaumen), Guayaba (mit rosa Fruchtfleisch) und Grenadilla (mit grauem, schleimigen Fruchtfleisch - schmeckt aber besser als es aussieht) - und das ist nur eine Auswahl!
Zum Frühstück wird viel Rührei gegessen - oft mit Schinken, Tomaten oder Zwiebeln, dazu gibt es Brot oder Arepa, frisch gepresste Säfte und natürlich Kaffee. Der ist hier echt ein Highlight, es gibt viele verschiedene Arten, eben aus den unterschiedlichen Kaffeeanbaugebieten hier in Kolumbien und schmeckt sehr sehr gut. 
Kaffee trinke ich gerne bei Juan Valdez, einer Kaffeehaus-Kette hier in Kolumbien. Ketten sind hier sehr beliebt: bisher war ich bei Crepes&Waffles, was definitiv in Deutschland eingeführt werden sollte, denn wer mag denn keine Crepes und Waffeln mit Eis oder Früchten... dann bei El Corral Hamburguesas, ist zwar für kolumbianische Verhältnisse etwas teurer, aber das Geld definitiv wert und eben bei Juan Valdez. Gott sei Dank habe ich noch viel Zeit, etwas bei den 100 anderen zu essen.



Zum Abschluss: im Moment ist hier der Feliz Mes de Amor y Amistad, deshalb waren wir am Wochenende bei unseren Nachbarn zum Grillen ("Asado") eingeladen und das war eines der besten Essen bisher hier: es gab gegrilltes Fleisch, Chorizo, Kartoffeln, Arepas, plátanos, Maiskolben und dazu Guacamole, Salsa und kolumbianisches Bier. Noch dazu bei strahlend blauem Himmel auf unserer Dachterrasse! 
ASADOOOOO



Freitag, 11. September 2015

Cuatro semanas en Bogotá!

Die gemütlichen Tage sind vorbei, das Arbeitsleben hat begonnen. Seit dem 03.09. gehe ich der Beschäftigung nach, für die ich ja schließlich auch hier bin - ich arbeite in einem sozialen Projekt in Bogotá. Besser gesagt in dem Viertel Ciudad Bolívar ganz im Südwesten der Stadt. Mein Projekt liegt in dem barrio Cazuca, das sich über die gesamte Bergspitze von Ciudad Bolívar erstreckt. Jeden Tag bringt mich ein Bus von der Sorte, die in Deutschland entweder keine Fahrerlaubnis mehr haben würde oder die man auf einer Oldtimer Ausstellung bewundern könnte, über die einzige asphaltierte Straße bis in die "Altos de Cazuca", also über Serpentinen in die am höchsten gelegenen Gebiete in Ciudad Bolívar. Dort arbeite ich in einem Haus an dieser Hauptstraße für etwa 40 Kinder und Jugendliche, die sich dort entweder vormittags oder nachmittags aufhalten, je nachdem, wann sie zur Schule gehen. Das Viertel wird von etwa 1,5 Mio. Einwohnern bewohnt und bestimmt auch von 1 Mio. Straßenhunde. Viele der Häuser sind illegal ohne Baugenehmigung gebaut worden und die Bewohner zapfen sich den Strom manchmal direkt von der Hochspannungsleitung ab. Über Treppen aus alten Autoreifen oder Feldwege erreicht man die meisten Häuser. Viele der Familien stammen eigentlich aus anderen Gebieten in Kolumbien, wurden allerdings durch den Konflikt der Guerilla und Paramilitärs dazu gezwungen, ihre Farmen zu verlassen und an den Stadtrand Bogotás zu ziehen.

Im Hintergrund Ciudad Bolívar



Cazuca
Die Aussicht von dieser bergigen Gegend aus ist natürlich fantastisch


Gemeinsam mit Merle, einer anderen deutschen Freiwilligen und Freundin, die auch mit meiner Organisation und Gruppe in Kolumbien gelandet ist, sind wir gerade dabei, uns einen Plan für die Woche zu überlegen. Die Aktivitäten umfassen Englischunterricht, Matheunterricht (das Colegio, auf das die Kinder gehen, ist nämlich hoffnungslos überfüllt - in einer Klasse sitzen bis zu 50 Kinder und deshalb werden die Kinder oftmals nicht genug gefördert), Basteln, Sport und seitdem die Kinder erfahren haben, dass ich Gitarre spiele, nun auch Gitarrenunterricht. 
Nach der ersten Englischstunde heute verstehe ich besser, warum manche Lehrer nach einer Stunde in der 5. Klasse durchaus fertig und müde durch die Gänge des RGLs gelaufen sind - so eine Horde im Zaum zu halten ist eine Kunst. Dennoch muss man sagen, dass die 8- bis 20-jährigen Teilnehmer ein lieber, aufmerksamer und vor allem sehr respektvoller Haufen sind - Merle und ich werden durchgehend mit "Profe" angesprochen ;)


Am Wochenende war zu Hause auch eine Menge los,  meine kolumbianische Mama Mery hatte nämlich am Montag Geburtstag. Hier geht's mit dem Datum aber nicht so genau, sodass wir bereits am Samstag zu feiern begonnen haben, als die Nachbarn mit einer Torte hereinspazierten. Am Sonntag ging der Spaß weiter: mein kolumbianischer Cousin Julian und ich haben nämlich eine Überraschungsparty geplant gemeinsam mit meinem Bruder Carlos, der seit einer guten Woche in Deutschland ist. Also haben ungefähr 30 Verwandte (also so ein Drittel der Familie) die Wohnung äußerst kitschig dekoriert mit Tonnen von Luftballons, Luftschlangen, Girlanden und Blumen. Torte gab's natürlich auch wieder. Die Überraschung ist perfekt gelungen und Mery hat sich sehr gefreut und wir uns natürlich auch. Am Montag besuchten wir dann noch andere Verwandte (was sonst) und es gab wieder - wer hätte das gedacht - Torte. Was mich dieses Wochenende gelehrt hat, außer dass die Kuchen in Kolumbien wirklich lecker und wirklich schön verziert sind, ist, dass die Kolumbianer alles andere als Recycling-Fans sind. Mehr Fan davon, allen 30 Leuten erst einen Plastikteller für den Kuchen, danach einen Plastikteller fürs Abendessen und jedem 5 Plastikbecher für Limonade auszuteilen. Dazu natürlich Plastikgabeln. Nichtsdestotrotz war es ein schönes Wochenende mit meiner neuen Familie und ich blicke jetzt ein bisschen besser durch, welcher meiner Cousins ein Kind welcher Schwester meiner Mutter ist. Ein bisschen zumindest.

Feliz cumpleanos!!!