Donnerstag, 28. Januar 2016

Entlang der Karibikküste

Auf in die Karibik! 10 Tage Sonnenschein, Palmen, türkises Meer, alte Festungsstädte und die Sierra Nevada - das ist der Norden Kolumbiens. 
Zuvor Weihnachten 2015 war schon etwas komisch ohne Familie, ohne gewohntem Ablauf, ohne echtem Tannenbaum, aber trotzdem eine schöne und neue Erfahrung. Das schönste Geschenk und das, was dieses Weihnachten so besonders gemacht hat, war jedenfalls, dass mein Freund aus Deutschland angeflogen kam und mich besucht hat. Mit ihm gemeinsam ging es nach den Feiertagen auch schon los an die Küste. Nach 5 Monaten Kolumbien ENDLICH MEER!
als Überblick

Zuerst sind wir nach Cartagena geflogen, eine karibische Festungsstadt und die bedeutendste Piratenhochburg an der Karibikküste. Erst neulich wurde am Meeresgrund ein Schiff der spanischen Flotte mit vielen Münzen und Schätzen gefunden, dass vor über 300 Jahren gesunken ist. Die Hitze hat mich fast erschlagen, ich bin von Bogotá nicht mehr als 20-25 Grad gewöhnt, und auf einmal hatte es bestimmt 10 Grad mehr. Die Stadt selbst ist die schönste, die ich bisher in Kolumbien kennengelernt habe: karibisches Flair in der Altstadt mit seinen bunten Häusern, Kirchen und alten Festungsmauern, Frauen, die frisches Obst verkaufen, Papageie in den Bäumen und Meeresrauschen. Auch das Castillo San Felipe ist absolut sehenswert, das 1536 während der Kolonialzeit von den Spaniern erbaut wurde und danach öfters erneuert und ausgebaut wurde, da es Schäden von Angriffen der Engländer und Franzosen erlitten hat. Generell fühlt man sich immer noch wie in "Fluch der Karibik", wenn man durch die Gassen schlendert und Pferdekutschen vorbeikommen. Um die Altstadt herum hat sich allerdings natürlich die Stadt entwickelt und ist geprägt von weißen Hochhäusern, Hafen und leider auch viel Armut.
man kann den Reichtum erahnen



Sicht vom Castillo San Felipe



die Mauern der Festung

das moderne Cartagena

Weiter ging es auf unserer Reise nach Ciénaga, einem Örtchen an der Küste auf dem Weg nach Santa Marta. Das beste an dem kurzen Stopp hier war, dass es nicht vor Touristen gewimmelt hat (Dezember und Januar ist sozusagen der kolumbianische Sommer, da verreisen ALLE, und die meisten fahren an die Küste). Wir waren so gut wie die einzigen Ausländer im Ort, haben Fischsuppe am Strand gegessen und die Ruhe genossen. 
in Cienaga
Die nächsten 5 Nächte waren wir in Taganga, einem Ort ein paar Kilometer östlicher von Santa Marta. Der Ort liegt an einem Hang zwischen Bergen der Sierra Nevada und einer halbkreisförmigen Bucht. Die Atmosphäre war sehr familiär, wir sind in kleinen Hostels geblieben und die Besitzer eines Restaurants kannten uns schon halb beim Namen. Abends war auf der Strandpromenade noch einiges los, es lief typische Musik für die Küste, an Straßenständen wurden Arepas und Salchipapas verkauft und man trank den ein oder anderen Mojito. 
unser Hostel

Blick vom Hang aus


am Stand von Taganga, tagsüber..
... und abends

Von Taganga aus unternahmen wir 3 Ausflüge, den ersten nach Minca. Das Dorf liegt in der Sierra Nevada, einem bewaldeten Gebirge mit über 4000 m Höhe. Mit einem Jeep (bei dem uns der röhrende Motor und die klapprige Hecktür leeeeicht beunruhigt haben) sind wir etwa eine halbe Stunde durch Urwald immer weiter nach oben gefahren, bis wir in dem Ort ankamen. Das attraktivste an Minca ist ein kleiner Fluss, der sich durch den Urwald schlängelt, erfrischend kalt und ganz klar ist. 


Ein weiteres Ziel war Palomino. Dieser Ort liegt am Rande der Sierra Nevada, bevor die Wüste La Guajira beginnt. Dort haben wir uns große Gummireifen ausgeliehen, sind erst mit Motorrad gefahren und dann noch zu Fuß durch den Wald gelaufen, bis wir an eine Stelle kamen, an der man in den diesmal ziemlich breiten Fluss gehen konnte. Drei Stunden lang haben wir uns auf den Reifen von der Strömung treiben lassen, während sich um uns der Wald verändert hat: zuerst total dicht und hohe Hügel auf beiden Seiten, zum Schluss nur noch vereinzelt Bäume, bis wir am Meer ankamen und unter uns Süß- zu Salzwasser wurde.

Der unvergesslichste Ausflug war jedoch der in den bekannten Nationalpark Tayrona... es hat sich gelohnt, schon um 6 Uhr morgens hinzufahren, da wir so den ganzen Park in einem Tag abgehen konnten: vormittags sind wir durch die Sierra Nevada an die Küste gewandert, und das ist Küste, wie man sie sich in der Karibik vorstellt: Wasser in den verschiedensten Blautönen, Palmen, Sandstrand, riesige Felsformationen und im Hintergrund die Sierra Nevada. Nachdem wir gebadet haben, sind wir dann weiter zum nächsten Abschnitt des Parkes: wir sind eine Stunde über Felsen geklettert, haben Hügel für Hügel das Meer hinter uns gelassen und haben uns in dichtestem Urwald wieder gefunden. Mitten in diesem Urwald, wo man es überhaupt nicht erwartet, liegt ein Dorf eines indigenen Stammes. Es fühlt sich an, als würden Legenden plötzlich zu Leben erwachen. Nach weiteren 2 Stunden wandern (dieses Mal Gott sei Dank etwas mehr bergab als bergauf), kamen wir durchaus erschöpft am anderen Ausgang des Nationalparks an. Aber die Anstrengung hat sich gelohnt: wir hatten einen fantastischen Ausblick über die schier endlose Sierra Nevada, wir sahen den Wald unter uns, über uns Wolken und darüber noch die Gipfel der Berge. Eine Sicht, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde.





schon in der Sierra Nevada

beim "Pueblito", Indigenendorf
Leider hat alles mal ein Ende, so ging es nach 10 grandiosen und abenteuerlichen Tagen wieder zurück nach Bogotá. Die Atlantikküste Kolumbiens ist wunderschön und ich freue mich sehr, diese Seite und diese Naturwelt meiner zweiten Heimat kennengelernt zu haben. Und außerdem, wer kann mit 18 schon behaupten, Urlaub in der Karibik gemacht zu haben! :P


Sonntag, 17. Januar 2016

In und um Bogotá

Natürlich versuche ich meine Heimatstadt und mein Departamento (so ähnlich wie ein Bundesland) namens Cundinamarca so gut es geht kennenzulernen, und so bin ich fast jedes Wochenende mit Freunden unterwegs, erkunde die Viertel, Museen, Parks Bogotás und Dörfer und Sehenswürdigkeiten in der Nähe. Hier bekommt ihr einen kleinen Einblick:

Ich war in den 5 Monaten, in denen ich jetzt schon hier lebe, erst in 3 Museen, was mir bei der Anzahl der Vorhandenen schon ein bisschen peinlich ist.. im Museo del oro (Goldmuseum)und im Maloka, einem interaktiven technischen Museum. Da haben wir uns einen Film über Planeten und Galaxien angeschaut und uns mit Magnetfeldern und optischen Täuschungen und mehr beschäftigt. Traurig, wie wenig aus dem Physikunterricht hängen geblieben ist... und im Planetario de Bogota war ich auch: da lag man in Sesseln und sah über sich den Nachthimmel, wobei Sternbilder- und Konstellationen erklärt wurden.
Schmuckstücke

im Museo del oro

Wenn uns der Verkehrslärm und die grauen Hochhäuser und Blocks auf die Nerven gehen und wir mal etwas Grün sehen wollen und auf Gras laufen wollen, vertreiben wir uns die Zeit meistens im botanischen Garten oder im Parque Símon Bolívar. Der botanische Garten zählt als einer der schönsten des Landes und ist unglaublich vielfältig, von Palmen über Wälder über Kräutergärten. Man sollte nur nicht den Fehler machen, an Zitronenmelisse reiben zu wollen und nicht zu merken, dass es eigentlich Brennnesseln sind, glaubt mir.
im Gewächshaus

Rosengarten

parque central Simon Bolivar

Außerhalb der Stadt habe ich mit zwei anderen Freiwilligen die Catedral de Sal in Zipaquirá besucht, die weltweit einzige Salzkathedrale. Aufgrund der Evolution hat sich dort ein Berg aus Salz gebildet, wo früher einmal Ozean gewesen ist. In vier verschiedenen Ebenen wurde Salz abgebaut und verschiedene Tunnelsysteme wurden angelegt. In einem davon entstand die Salzkathedrale in mehr als 100 m Tiefe. Dabei gibt es nicht nur die Kathedrale, sondern auch Höhlen für jede Leidensstation des Weges Jesus'. Auch im Norden der Hauptstadt finden sich einige Lagunen und Seen. Die Laguna de Guatavita war früher das Heiligtum eines indigenen Volksstammes und hat durchaus etwas Magisches an sich. Mitten in den Bergen erblickt man eine kreisrunde Lagune umringt von Pflanzen und Blumen.
die Kathedrale
alles Salz!

mit Pia und Pia
die Lagune


Bekanntermaßen hat man von dem Berg Monserrate aus einen großartigen Blick über Bogotá. Vor allem zur Weihnachtszeit sollte man unbedingt im Dunkeln mit der Gondel auf den Berg fahren (der Fußweg ist nachts geschlossen). Nur in der Weihnachtszeit gibt es überall beleuchtete Dekoration, was abends natürlich besonders hübsch aussieht. Jedoch gibt es auch noch einen anderen Aussichtspunkt, um die Stadt von oben zu sehen, auf dem Weg in das malerische Dörfchen La Calera, welches im Osten der Stadt in den Bergen liegt. Von dort aus kann man vor allem den Norden der Stadt überblicken.
Bogota bei Nacht


die weiße Kirche auf dem Berg
La Calera

und der Norden Bogotas im Tageslicht

Etwa drei Stunden mit dem Bus bergabwärts liegt Tobia, ein Ort, der vor allem für Extremsport bekannt ist. Mit vier anderen Freiwilligen habe ich zwei Tage dort verbracht, wir waren Raften, sind von einer 7m hohen Brücke in den Fluss gesprungen, haben uns von zwei 25m hohen Wasserfällen abgeseilt und haben uns im Pool vergnügt. Sobald man bergabwärts fährt, wird es mit jedem Höhenmeter weniger schon wärmer, sodass wir geniales Wetter genießen konnten. Diese Tage waren eines der Highlights bisher!
unser Hotel in Tobia