Dienstag, 22. Dezember 2015

FELIZ NAVIDAD

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und Weihnachten rückt immer näher. Dass das der Fall ist, ist in dieser Stadt unübersehbar: an den Häuserfassaden blinken bunte Lichterketten, man sieht beleuchtete und (nur ganz leicht) überladene Weihnachtsbäume in den Wohnzimmern stehen. An den Einkaufszentren hängen riesige Weihnachtskränze, Rentiere und Weihnachtsmänner und auf großen Plätzen stehen 10 Meter hohe Christbäume. Darüber, ob diese übermäßig hohen Stromkosten im Dezember einen Sinn haben, kann man sich streiten, jedenfalls kommt man dadurch zumindest ein bisschen in Weihnachtsstimmung - trotz der Temperaturen und blühenden Blumen und grünen Bäumen.
der sehr schliche Plaza Bolívar
Auch im Projekt merkt man, dass Weihnachten ist: etwa 40 Kinder haben einen sogenannten "Padrino", also einen Paten, der sie finanziell unterstützt und von dem sie im Dezember Geschenke wie etwa neue Schuhe, Kleidung oder Spielzeug auf einer Veranstaltung bekommen. Als Dank wollten die Kinder auf diesem Event ihren Paten und Patinnen eine Freude machen, weshalb wir zwei Wochen lang einen Tanz zur spanischen Version von "Jingle Bell Rock" einstudiert haben, den sie dort vortanzten.
auf der Veranstaltung
in Aktion
Navidad, Navidad, Navidad Rock
Auch eine wohltätige Organisation beschenkte die Kinder - und dieses Mal alle, auch die ohne Padrino: jeder bekam Spielzeug, Puppen etc und die Schenker eine lange Umarmung. Am Mittwoch, den 23.12. organisieren wir noch für alle ein Essen und die Tage darauf feiern sie natürlich mit ihren Familien.
glückliche Kinder mit ihren Geschenken
Die ACJ, zu der mein Projekt in Cazuca gehört, hat zudem eine Weihnachtsfeier organisiert für alle Angestellten, Freiwilligen und Unterstützer. Sie fand am ersten Tag der sogenannten "Novenas" statt. Diese sind die neun Tage vor Weihnachten, wobei der neunte Tag Heiligabend ist. Jeden Abend gibt es in der Nachbarschaft, bei der Arbeit, in Parks etc. kleine Feiern und unterschiedliche Lesungen, es wird gesungen, getanzt, getrunken und gegessen und alle bereiten sich zusammen auf Weihnachten vor. Ich selbst war schon bei drei und kann langsam die kolumbianischen Weihnachtslieder auch auswendig..
bei der Novena mit 200 Personen
Nun bleibt mir noch zu sagen: Danke an alle Leserinnen und Leser, danke an alle Spender, die mir dieses Jahr ermöglichen und danke an meine Familie in Deutschland, die trotz der Entfernung immer für mich da ist, und an meine Familie hier, mit denen ich mein ersten Weihnachten außerhalb Deutschlands erlebe.
Ich wünsche euch allen Schöne Weihnachten, ein Frohes Fest und nur das Allerbeste!!! Feliz Navidad!
unser Weihnachtsbaum





Freitag, 20. November 2015

Wochenendtrip nach Medellín

Nachdem ich seit meinem Besuch auf der Finca meine Arbeitstage und Wochenenden nur noch in Bogotá oder im näheren Umkreis der Stadt verbracht habe, bin ich freitags das erste Mal seit August wieder in ein Flugzeug gestiegen. Mein Ziel war Medellín, die zweitgrößte Stadt Kolumbiens, in der drei Freunde von meiner Gruppe des ICYE leben, die ich besuchen wollte. Außerdem ist die einzige Großstadt, die ich bisher kenne, Bogotá, und weil hier gerade Regenzeit ist, klingt es schon sehr verlockend, in die "Stadt des ewigen Frühlings" zu reisen.
Medellín, Antioquia

Von Freitagabend bis Dienstagabend (Montag war netterweise noch Feiertag) habe ich mir mit letztendlich 15 anderen Freiwilligen die Stadt und Nationalparks in der Nähe angeschaut und bei einem meiner besten Freunde aus der Gruppe übernachtet, der in Medellín wohnt. 
Während wir freitags nur angereist sind, haben wir uns Samstag Morgen an der Metrostation (Medellín ist die einzige Stadt Kolumbiens, die eine Hochbahn besitzt) mit all den anderen Freiwilligen getroffen, um die Stadt, die nur knapp drei Millionen Einwohner zählt, zu erkunden. Der erste Stopp war eine riesige Freiluftrolltreppe durch den Stadtteil Comuna 13, die umgerechnet 28 Stockwerke überwindet. Bezwecken soll diese einen leichteren Aufstieg vor allem für die älteren Bewohner dieses Viertels, das an steilen Hängen erbaut ist und eine der höchsten Bevölkerungsdichten in Medellín aufweist. Comuna 13 ist einer der Stadtteile, der sehr stark aufgrund des Drogenkrieges des Medellín-Kartells litt und vor etwa 20 Jahren noch eine extrem hohe Mordrate aufwies.
Comuna 13- eines der buntesten barrios


die Rolltreppen

Es gibt allerdings nicht nur Bahn und Rolltreppen, sondern auch die Metrocable. Diese Seilbahn hat drei Linien, eine im Westen der Stadt und zwei im Osten. Medellín liegt in einem Gebirgszug der Anden auf etwa 1500 m Höhe und ist viel hügliger als beispielsweise Bogotá, da diese Stadt fast nur im Tal liegt. Um es der Bevölkerung einfacher zu machen und viel Zeit zu sparen, wurde diese Metrocable erbaut und ab 2004 in Betrieb genommen. Besonders Raphael und ich haben in diesen Tagen die Metrocable benutzt, da seine Wohnung und sein Projekt oberhalb dieser liegen. Jedenfalls sind wir die Linie J alle zusammen hoch- und wieder runtergeschaukelt und haben den Ausblick über die Stadt genossen. 

Später waren wir noch im Zentrum und im Museo de Antioquia mit Bildern und Figuren des weltbekannten Künstlers Fernando Botero. Danach ließen wir den Abend gemütlich ausklingen - Sonntag ging das Programm nämlich weiter!
im Zentrum


Mit einem kleinen Reisebus ging es um 9:30 los zu "La piedra del Peñol", einem Felsen, der vor über 70 Millionen Jahren geformt wurde und über 200 m hoch ist und noch dazu die beste Aussicht der Welt verspricht. Knapp 700 Treppenstufen später wissen wir, was damit gemeint ist: eine wunderschöne Seenlandschaft mit rotbraunen Ufern und bewaldeten Inseln erstreckt sich unter uns und soweit unsere Blicke reichen.
la piedra mit seinen Treppen

der Ausblick war gigantisch..
.. es wurde uns nicht zu viel versprochen!



Weiter ging's danach mit einem kleinen Bus in den kleinen Ort Guatapé, dessen Häuser wunderschön bunt gestrichen und mit Tafeln verziert sind. Von dort aus entschieden wir uns dafür, eine Bootstour über die Seen zu machen, unter anderem zur verfallen ehemaligen Finca Pablo Escobars, der in Medellín wohnte und Anwesen hier am Ufer hatte. Selbst im jetzigen Zustand konnte man den Reichtum des siebtreichsten Mannes der Welt erahnen mit einem geschätzten Vermögen von 2,7 Milliarden USD.

in Guatapé

mit Pia, Pia und Katharina im Boot

die Finca Pablo Escobars

Auch Montag lockte uns die schöne Natur aus der Stadt heraus, mit einer anderen Metrocable Linie fuhren wir zum Parque Árvi und schon waren wir in einem Nationalpark, obwohl wir nur über einen der Hügel, die die Stadt begrenzen, geschwebt sind. Dies war für die meisten Freiwilligen der letzte Tag der Medellín-Reise und ein gelungener Abschluss. Wir wanderten durch Wälder und an Bächen entlang und genossen das gute Wetter, immer mindestens 25 Grad ist schon ein Unterschied zum kalten und grauen Bogotá...
im Parque Árvi

Gruppenfoto mit Pia, Raphael, Lara, Katharina und Sara

Abends genossen wir noch ein gutes Abschiedsessen und stoßen gleichzeitig auf das erste Viertel in Kolumbien an, bevor ich mich dienstags von meinen lieben Freunden aus Medellín verabschieden musste.. wir 5 verbliebenen Freiwilligen fuhren noch zu Parks im Norden, schauten uns noch kleine Stände im Zentrum an und flogen abends wieder nach Hause. Obwohl mir das Klima Medellíns besser gefällt und die Stadt viel grüner ist, ist Bogotá inzwischen doch Heimat und ich habe mich gefreut, mich in mein Bett fallen lassen zu können und meine Familie wieder zu sehen. Dennoch war es bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich in Medellín war, die Stadt in den Bergen hat mich in seinen Bann gezogen und es gibt noch so viel mehr zu sehen!

Freitag, 16. Oktober 2015

35 Grad, Affen und Bananenstauden

Endlich Urlaub!! Ich habe den ersten Festivo (Feiertag, von denen es hier einige mehr als in Deutschland gibt und die schlauerweise immer an Montagen oder Freitagen liegen) während meiner Arbeitszeit dazu genutzt, um aus Bogotá zu verschwinden. Unsere Nachbarn, die im zweiten Stock wohnen, haben mich und meine Mama Mery eingeladen, drei Tage auf ihrer Finca in der Nähe von Acasías zu verbringen. Diese Stadt liegt etwa 6 Stunden mit dem Auto südlich von und 1500 Höhenmeter niedriger als Bogotá.
Nachdem wir am Freitag um halb 4 nachmittags losgefahren sind (eigentlich wollten wir ja um 13 Uhr fahren, aber da war meine Mutter noch nicht mal zuhause, um 2 hat sie dann angerufen und gemeint, sie ist noch in der Mall, um 3 haben wir dann erstmal noch gegessen, während unsere Nachbarn schon im Auto gewartet haben - wie gesagt, manchmal fehlt den Kolumbianern ein bisschen der Sinn für Pünktlichkeit, aber ich habe mich schon ziemlich daran gewöhnt, an diese tranquilo Lebenseinstellung) - jedenfalls sind wir dann irgendwann doch noch losgekommen, haben einen Stopp gemacht, um Empanadas zu essen und haben einige Tunnel passiert, die nicht gerade modern waren und keine Notausgänge trotz 5 km Länge hatten. Wir sind 6 Stunden lang einfach nur bergabwärts gefahren und die Temperaturen wurden immer sommerlicher und die Stimmung gerade deshalb immer besser.
bienvenidoooooo!
Rund um die Finca wachsen auf dem riesigen Grundstück Papaya, Ananas, Kakao, Bananen und Yuca, kleine Affen springen von Palme zu Palme und Leguane und Geckos kriechen über die Steine. Diese tropische Landschaft ist so einzigartig und lebendig und anders, das ist noch einmal so eine andere Welt wie Bogotá und ich habe die Zeit auf der Finca sehr genossen.



Nebengebäude der Finca

Bach auf dem riesigen Grundstück

Samstag habe ich den Tag mit meiner Freundin und Nachbarin Paola in Acasías verbracht beim Beachvolleyball spielen und Eisessen bei strahlendem Sonnenschein und 35 Grad. Nachmittags haben wir Santiagos 9. Geburtstag gefeiert mit haufenweise Verwandten meiner Nachbarn, die ihre Zelte auf dem Grundstück der Finca aufgebaut hatten, und abends sind Paola und ich noch mit anderen Freunden tanzen gegangen zu heißen Merengue und Bachata Rhythmen.
Geburtstagsfeier
Abkühlung hatten wir am Sonntag, als wir mit den Verwandten zu einem nahe gelegenen Fluss fuhren, in dem wir dann gebadet haben. Ungefähr 20 Personen hatten in 2 Autos Platz. Wie haben wir das gemacht, fragt ihr euch bestimmt.. naja, das eine Auto hatte eine Ladefläche, auf die wir Plastikstühle gestellt haben und auf der wir dann zu siebt gesessen haben und den Fahrtwind bei der Hitze genossen haben!

auf der Fahrt zum Fluss


ein bisschen mexikanischer Tequila darf auch nicht fehlen


Der letzte Abend wurde gekrönt von einem göttlichen Essen, wir haben wieder gegrillt und das Rindfleisch von Acasías ist nicht unverdienterweise bekannt dafür, dass es ausgezeichnet schmeckt.
Mein kleiner Urlaub und diese Auszeit von der Hauptstadt mit seinen Autobahnen, verpesteter Luft und Stau gingen leider am Montag zu Ende, aber ich hoffe, dass ich während meiner Zeit hier nochmal nach Acasías fahren kann!






Donnerstag, 24. September 2015

La comida en Bogotá 1.0

Da mich so viele Menschen danach fragen, wie hier das Essen so ist und ich in 6 Wochen natürlich schon ziemlich viel probieren konnte, wird es Zeit, davon zu erzählen.
Der größte Unterschied zwischen der kolumbianischen und der deutschen Küche ist, dass die Deutsche viel mehr von Einflüssen verschiedener Länder geprägt ist. Deshalb kann einem die kolumbianische Küche oft ein bisschen eintönig vorkommen. Hier gibt es dafür viele lokale Spezialitäten.
Dies ist mal der erste Eintrag zu Essen, ein zweiter zu Süßigkeiten, Gebäck und mehr folgt sicher bald, es gibt zu viel gutes Essen hier, das ich euch nicht vorenthalten möchte...

Die Zutaten, die eigentlich so gut wie jede Hauptmahlzeit beinhaltet, sind der obligatorische Reis, Hühnchen oder Rindfleisch, plátanos (gebackene oder gebratene Bananen) und oft noch Erbsen oder Bohnen. Dazu gibt es öfters auch Suppe, zum Beispiel Ajiaco, eine regionale Spezialität Bogotás. Diese Suppe beinhaltet Hühnchen, Mais, Kartoffeln und Erbsen und Yuca (ein Wurzelgemüse). Nicht zu vergessen sind auch Empanadas, gefüllte Teigtaschen mit Rindfleisch, Gemüse oder Hühnchen.
frittierte plátanos, also Kochbananen
Ajiaco
empanadas colombianas
Generell unterscheidet sich das Brot auch sehr von dem Deutschen. Das Brot hier ist viel weicher und erinnert eher an Milchbrötchen. Es gibt davon aber auch hunderte Ausführungen, mit Käse gefüllt, aus Vollkornmehl, aus Maismehl, in verschiedenen Formen und Größen etc. Ein sehr typisches "Brot" ist Arepa, das traditionell zu sehr vielen Mahlzeiten oder auch zwischendurch gereicht wird. Es ist ein runder Maisfladen, der entweder so gegessen wird, oder mit Butter, oder mit Käse gefüllt, oder mit Ei. Mein Favorit bisher ist Arepa Boyacense, die sind kleiner und dicker, ein bisschen süßer und weicher und auch mit Käse gefüllt.
arepa con queso
Apropos Käse - habt ihr schon mal Käse in eure heiße Schokolade geschmissen, ihn schmelzen lassen, dann die Tasse leer getrunken und die Käsereste rausgelöffelt? Nein? Ich schon, ist hier nämlich auch richtig beliebt. Und schmeckt besser als es sich anhört. Genauso wie Obstsalat mit Käse, das werde ich in Deutschland sicher auch einführen.
Generell wünschte ich, dass es in Deutschland das Obst von Kolumbien gäbe. Ich habe noch nie zuvor so gute Ananas, Bananen, Papaya, Mangos, Physalis und Avocados gegessen. Und nicht nur das: hier gibt's das ganze Jahr über Erdbeeren, Mandarinen, Orangen und einen Haufen von Früchten, von denen ich vor 6 Wochen noch nie gehört hatte: Lulo (Jugo de Lulo ist einer der besten Säfte, die ich je getrunken habe), Guanábana (trinkt man ebenfalls hauptsächlich als Saft), Ciruela (kleine, rote Pflaumen), Guayaba (mit rosa Fruchtfleisch) und Grenadilla (mit grauem, schleimigen Fruchtfleisch - schmeckt aber besser als es aussieht) - und das ist nur eine Auswahl!
Zum Frühstück wird viel Rührei gegessen - oft mit Schinken, Tomaten oder Zwiebeln, dazu gibt es Brot oder Arepa, frisch gepresste Säfte und natürlich Kaffee. Der ist hier echt ein Highlight, es gibt viele verschiedene Arten, eben aus den unterschiedlichen Kaffeeanbaugebieten hier in Kolumbien und schmeckt sehr sehr gut. 
Kaffee trinke ich gerne bei Juan Valdez, einer Kaffeehaus-Kette hier in Kolumbien. Ketten sind hier sehr beliebt: bisher war ich bei Crepes&Waffles, was definitiv in Deutschland eingeführt werden sollte, denn wer mag denn keine Crepes und Waffeln mit Eis oder Früchten... dann bei El Corral Hamburguesas, ist zwar für kolumbianische Verhältnisse etwas teurer, aber das Geld definitiv wert und eben bei Juan Valdez. Gott sei Dank habe ich noch viel Zeit, etwas bei den 100 anderen zu essen.



Zum Abschluss: im Moment ist hier der Feliz Mes de Amor y Amistad, deshalb waren wir am Wochenende bei unseren Nachbarn zum Grillen ("Asado") eingeladen und das war eines der besten Essen bisher hier: es gab gegrilltes Fleisch, Chorizo, Kartoffeln, Arepas, plátanos, Maiskolben und dazu Guacamole, Salsa und kolumbianisches Bier. Noch dazu bei strahlend blauem Himmel auf unserer Dachterrasse! 
ASADOOOOO



Freitag, 11. September 2015

Cuatro semanas en Bogotá!

Die gemütlichen Tage sind vorbei, das Arbeitsleben hat begonnen. Seit dem 03.09. gehe ich der Beschäftigung nach, für die ich ja schließlich auch hier bin - ich arbeite in einem sozialen Projekt in Bogotá. Besser gesagt in dem Viertel Ciudad Bolívar ganz im Südwesten der Stadt. Mein Projekt liegt in dem barrio Cazuca, das sich über die gesamte Bergspitze von Ciudad Bolívar erstreckt. Jeden Tag bringt mich ein Bus von der Sorte, die in Deutschland entweder keine Fahrerlaubnis mehr haben würde oder die man auf einer Oldtimer Ausstellung bewundern könnte, über die einzige asphaltierte Straße bis in die "Altos de Cazuca", also über Serpentinen in die am höchsten gelegenen Gebiete in Ciudad Bolívar. Dort arbeite ich in einem Haus an dieser Hauptstraße für etwa 40 Kinder und Jugendliche, die sich dort entweder vormittags oder nachmittags aufhalten, je nachdem, wann sie zur Schule gehen. Das Viertel wird von etwa 1,5 Mio. Einwohnern bewohnt und bestimmt auch von 1 Mio. Straßenhunde. Viele der Häuser sind illegal ohne Baugenehmigung gebaut worden und die Bewohner zapfen sich den Strom manchmal direkt von der Hochspannungsleitung ab. Über Treppen aus alten Autoreifen oder Feldwege erreicht man die meisten Häuser. Viele der Familien stammen eigentlich aus anderen Gebieten in Kolumbien, wurden allerdings durch den Konflikt der Guerilla und Paramilitärs dazu gezwungen, ihre Farmen zu verlassen und an den Stadtrand Bogotás zu ziehen.

Im Hintergrund Ciudad Bolívar



Cazuca
Die Aussicht von dieser bergigen Gegend aus ist natürlich fantastisch


Gemeinsam mit Merle, einer anderen deutschen Freiwilligen und Freundin, die auch mit meiner Organisation und Gruppe in Kolumbien gelandet ist, sind wir gerade dabei, uns einen Plan für die Woche zu überlegen. Die Aktivitäten umfassen Englischunterricht, Matheunterricht (das Colegio, auf das die Kinder gehen, ist nämlich hoffnungslos überfüllt - in einer Klasse sitzen bis zu 50 Kinder und deshalb werden die Kinder oftmals nicht genug gefördert), Basteln, Sport und seitdem die Kinder erfahren haben, dass ich Gitarre spiele, nun auch Gitarrenunterricht. 
Nach der ersten Englischstunde heute verstehe ich besser, warum manche Lehrer nach einer Stunde in der 5. Klasse durchaus fertig und müde durch die Gänge des RGLs gelaufen sind - so eine Horde im Zaum zu halten ist eine Kunst. Dennoch muss man sagen, dass die 8- bis 20-jährigen Teilnehmer ein lieber, aufmerksamer und vor allem sehr respektvoller Haufen sind - Merle und ich werden durchgehend mit "Profe" angesprochen ;)


Am Wochenende war zu Hause auch eine Menge los,  meine kolumbianische Mama Mery hatte nämlich am Montag Geburtstag. Hier geht's mit dem Datum aber nicht so genau, sodass wir bereits am Samstag zu feiern begonnen haben, als die Nachbarn mit einer Torte hereinspazierten. Am Sonntag ging der Spaß weiter: mein kolumbianischer Cousin Julian und ich haben nämlich eine Überraschungsparty geplant gemeinsam mit meinem Bruder Carlos, der seit einer guten Woche in Deutschland ist. Also haben ungefähr 30 Verwandte (also so ein Drittel der Familie) die Wohnung äußerst kitschig dekoriert mit Tonnen von Luftballons, Luftschlangen, Girlanden und Blumen. Torte gab's natürlich auch wieder. Die Überraschung ist perfekt gelungen und Mery hat sich sehr gefreut und wir uns natürlich auch. Am Montag besuchten wir dann noch andere Verwandte (was sonst) und es gab wieder - wer hätte das gedacht - Torte. Was mich dieses Wochenende gelehrt hat, außer dass die Kuchen in Kolumbien wirklich lecker und wirklich schön verziert sind, ist, dass die Kolumbianer alles andere als Recycling-Fans sind. Mehr Fan davon, allen 30 Leuten erst einen Plastikteller für den Kuchen, danach einen Plastikteller fürs Abendessen und jedem 5 Plastikbecher für Limonade auszuteilen. Dazu natürlich Plastikgabeln. Nichtsdestotrotz war es ein schönes Wochenende mit meiner neuen Familie und ich blicke jetzt ein bisschen besser durch, welcher meiner Cousins ein Kind welcher Schwester meiner Mutter ist. Ein bisschen zumindest.

Feliz cumpleanos!!!