Donnerstag, 14. April 2016

Neues aus Bosa und Cazuca

Im Projekt hat sich ab 2016 relativ viel getan, und da ich auch nicht den Anschein erwecken möchte, nur zu reisen, berichte ich euch ein bisschen von meiner Arbeit.

Seit Januar arbeite ich auch 2 Tage in der Woche in Bosa, einem Viertel im Südwesten Bogotas. Es erinnert eher an ein riesiges Dorf. Etwa 700.000 Menschen leben in Bosa, überwiegend Familien. Dafür ist die Infrastruktur im Bezug auf Krankenhäuser, Schulen und Universitäten sehr schlecht: viele Jugendliche fahren 1 bis 2 Stunden nur zur Uni und die Mehrheit der Erwachsenen arbeitet auch in anderen Teilen der Stadt.

Mein Tagesablauf dort sieht folgendermaßen aus: vormittags helfe ich einer der 8 Sozialarbeiterinnen bei Kursen und Arbeitskreisen für die Kinder, das heißt wir malen, basteln, üben Schreiben, singen etc. Danach helfe ich in der Küche bei der Ausgabe des Mittagessens, erst für die Kinder, die gleich gehen, und danach für die Gruppe, die gerade aus der Schule kommt.
Nachmittags habe ich einen eigenen Englischkurs: mit etwa 15 Jugendlichen und Erwachsenen zwischen 15 und 40 Jahren arbeite ich gerade ein Buch mit Übungen durch, das ich gemeinsam mit meiner Mit-Freiwilligen und Freundin Merle erstellt habe. Ich freue mich jedes Mal, wenn meine Gruppe Fortschritte macht und langsam aber sicher das Grundlegendste lernt!
Seit neuestem gebe ich auch noch einen Englischkurs in einer Schule (kein Unterricht, sondern ein freiwilliges Nachmittagsangebot). An 30 Siebt- und Achtklässler allerdings irgendetwas zu vermitteln ist trotz Spiele und Lieder deutlich schwieriger :D

Damit es den Jugendlichen aus Bosa und Cazuca nicht langweilig wird und damit sie auch mal rauskommen aus ihrem Projekt-Haus und Viertel, haben Merle und ich einen Ausflug mit ihnen organisiert. Samstags sind wir mit etwa 40 Jugendlichen in den parque central Simon Bolivar gefahren und haben eine Rallye geplant. Wir hatten richtig Glück mit dem Wetter, da es im März und April sehr oft regnet, aber an diesem Samstag das Wetter perfekt war. 6 Gruppen haben Wissensfragen beantwortet und sind gegeneinander angetreten zum Schubkarrenrennen und Co. Danach war ich ein bisschen heiser, aber auch glücklich, weil alles so gut geklappt hat und die Kinder zufrieden nach Hause gegangen sind.
mit Jugendlichen und Koordinatoren der Projekte

Fragen..

...und Spiele



Gruppenfoto!

Ein anderes außergewöhnliches Event fand kürzlich in Bosa statt. Das Projekt bekam Besuch von einigen Kanadiern, die meine Fundation finanziell unterstützen. Dafür wurde natürlich ein Programm auf die Beine gestellt: Begrüßung durch die Kinder, Friedensmarsch durch das Viertel und Veranstaltung im Park und danach Vorstellung einiger Lebensgeschichten der Kinder. Es war ein gelungener Tag und ich denke, dass es ihnen gefallen hat, auch wenn sie nicht so viel Interesse und Freude gezeigt haben, wie sie es meiner Meinung nach hätten tun sollen.

die Kinder aus Cazuca und meine Koordinatoren Karen und Edisson

das Projekt in Bosa mit Kindern und meinem Plakat :D


Friedensmarsch

und diverse Aufführungen im Park (hier Edisson)





Montag, 4. April 2016

Der beste Kaffee der Welt?!

Eine der schönsten Landschaften Kolumbiens erstreckt sich etwa 200 km Luftlinie westlich der Hauptstadt: das Kaffeedreieck in den Departamentos Risaralda, Caldas und Quindío. Auf einer Fläche von rund 30.000 Hektar wird hier in dieser immergrünen, hügligen, von Farmen durchzogenen Landschaft Kaffee angebaut. Die Zone ist UNESCO Weltkulturerbe und absolut sehenswert!!!

Felix und ich haben unsere kleine Rundreise in Salento gestartet. Salento ist ein Dörfchen mit traditioneller Architektur der Region und ist ungefähr so groß wie Laufen. In seiner Umgebung liegen viele Kaffeefarmen und andere Fincas. Auf einer der vielen haben wir gezeltet.

Salento von oben



unsere Finca


mitten im Grün

Auch nur 20 Minuten mit dem Jeep von Salento aus liegt der Nationalpark Valle de Cocora, in dem die Quindio-Wachspalme heimisch ist. Diese Palme gilt als höchste Palme der Welt mit einer Höhe von bis zu 80 m und kann mehrere hundert Jahre alt werden. Der Lebensraum sind Bergregenwälder in Höhen zwischen 2000 und 3000 m. Inmitten von Hügeln und Wiesen plötzlich riesige Palmen zu sehen, ist so skurril und gleichzeitig wunderschön. Definitiv eine der atemberaubendsten Landschaften, die ich bisher in Kolumbien kennengelernt habe!!
die Nationalbäume Kolumbiens!




traumhafte Aussicht!

die sind schon nicht gerade klein..


Auch ein Besuch auf einer traditionellen Kaffeefarm durfte nicht fehlen: wir haben selber Kaffeebohnen gepflückt, erfahren, dass eine Kaffeepflanze bis zu 180 kg Kaffeebohnen produzieren kann und letztendlich auch den Kaffee probiert. Noch nie habe ich so frischen und guten Kaffee getrunken! Traurig aber, dass dieser "Erste-Klasse-Kaffee" so gut wie gar nicht in Kolumbien getrunken wird, sondern fast ausschließlich dem Export dient. Brasilien, Kolumbien und Indonesien sind die drei größten Kaffeeproduzenten weltweit, die etwa 70% des Kaffees herstellen. 
Finca de Café

die Pflanzen..

.. und die getrockneten Bohnen

Den nächsten Tag haben wir in den Termales de Santa Rosa verbracht. Dort kann man in natürlichen heißen Quellen baden oder sich im kühlen Wasserfall erfrischen. Mir war der lieber, da mir die Quellen bei Außentemperaturen von knapp 30 Grad etwas zu warm waren. Jedoch für Menschen wie Felix, die in Wassertemperaturen unter Körpertemperatur immer frieren, waren die Thermal-Becken wie gemacht.


Zum Schluss haben wir noch einen Abstecher nach Medellín gemacht. Wie ich im November haben wir uns Guatapé angeschaut (die Seelandschaft, die man von einem Felsen aus bewundern kann) und tags drauf noch die Stadt. Nach 8 Stunden Busfahrt sind wir wieder in Bogota angekommen. Endlich habe ich jetzt auch das Kaffeedreieck kennengelernt, von dem mir alle meine kolumbianischen Freunde und Familie schon ab Tag meiner Ankunft (zu Recht) vorgeschwärmt haben!
die Sicht vom Fels aus



Tretboot fahren :D

Zentrum

Rolltreppen im Viertel Comuna 13